Drystart

Eine im Aquascaping gerne angewendete Technik ein gesundes, pflanzenreiches und vor allem algenfreies Aquarium von Anfang an zu haben ist der Trockenstart, allgemein bekannt als „Drystart“. Leider schrecken viele vor der Anwendung dieser Technik zurück, sei es aus Unwissenheit oder anderen Gründen. Das muss nicht sein. Mit diesem kleinen Drystart-Ratgeber  möchte ich Tipps und Tricks zu diesem Thema auflisten und ein wenig erklären, damit es der ein oder andere in Zukunft etwas leichter hat sein Aquarium mit Hilfe dieser Methode zu starten.

Fangen wir ganz vorne an. Zuerst muss das Aquarium natürlich mit Substrat und Hardscape eingerichtet werden (Hilfestellungen dazu sind hier nachzulesen). Ausserdem sollte die Aquarienbeleuchtung montiert und betriebsbereit sein. In diesen Punkten ist bezüglich des Drystarts nichts besonderes zu beachten.

Wenn des Hardscape steht und die Bepflanzung der nächste Arbeitsschritt ist fängt es erst an interessant zu werden. Dazu vorweg eine Auflistung zu beachtender Punkte und benötigter Hilfsmittel:

  • Benötigte Hilfsmittel für einen Drystart sind ein Wasserzerstäuber und handelsübliche Frischhaltefolie. Optimal wäre ausserdem ein kleiner Lüfter.
  • Grundsätzlich funktioniert ein Drystart mit jedem Substrat (Soil, Sand, Kies)
  • Für die Bepflanzung sind die üblichen Werkzeuge wie Pinzette, Schere, Flatener etc. notwendig.
  • Ein Drystart funktioniert mit emers gewachsenen Pflanzen besser bzw. schneller. Zwar funktioniert er auch mit submers gewachsenen Pflanzen oder Pflanzen aus In Vitro Kultur, da sich die Pflanzen aber erst auf den emersen Wuchs umstellen müssen dauert es länger bis die Pflanzen anwachsen und es kann leichter zu Ausfällen kommen.
  • Ein Drystart mit reinen Wasserpflanzen (wie z.B. Wasserpest, Blyxa oder Najas) ist nicht möglich!
  • Zum Befestigen von Aufsitzerpflanzen (z.B. Anubias, Bucephalandra, Microsorum) ist Sekundenkleber oder Bindfaden hilfreich.

Nachdem man alle Werkzeuge und Hilfsmittel sowie die gewünschten Pflanzen beisammen hat  kann es losgehen. Die Pflanzen werden ganz normal ins Substrat eingepflanzt. Das Substrat kann, muss aber nicht, vor dem Einsetzen der Pflanzen befeuchtet werden. Ich persönlich feuchte es mit Hilfe eines Wasserzerstäubers stark an. Meines Erachtens halten Pflanzen beim einsetzen in feuchtem Bodengrund besser als in trockenem. Ausserdem muss das Substrat bei einem Drystart feucht, aber nicht nass sein (Wichtig!)

Das wohl wichtigste bei einem Drytart ist, dass das Klima im Aquarium konstant feucht und warm gehalten wird. Das erreicht man leicht mit der bereits angesprochenen, handelsüblichen Frischhaltefolie. Spätestens jetzt muss man das Substrat und die Pflanzen ordentlich befeuchten, damit im Aquarium ausreichend Feuchtigkeit vorhanden ist. Aber Vorsicht! Wie bereits angesprochen, darf das Substrat nicht so sehr befeuchtet werden, dass es zur Bildung von Pfützen kommt. Wenn Pflanzen in Pfützen unter Wasser stehen wachsen sie submers, nicht emers. Außerdem bilden sich in Pfützen leicht Blaualgen (Cyanobakterien), und das will man ja schließlich vermeiden. Also… das Substrat soll feucht, nicht nass ein. Wenn alles ausreichend befeuchtet wurde muss das Aquarium möglichst lückenlos mit der Frischhaltefolie abgedeckt werden. Auf diesem Weg macht man aus dem Aquarium leicht und schnell ein kleines Treibhaus. Ein kleiner Tipp an dieser Stelle… wenn man den Rand des Aquariums mit einem nassen Finger oder nassem Tuch anfeuchtet, hält die Frischhaltefolie quasi von ganz alleine und das absolut dicht. Die Temperatur sollte bei ca. 20°C oder mehr liegen, das ist für die meisten aquatischen Pflanzen warm genug. Raumtemperatur ist also ausreichend. Je nach dem welche Beleuchtung man verwendet (z.B. HQI Strahler oder auch T5 Leuchtbalken) kann es unter der Folie im Aquarium auch schnell wärmer werden, was aber nicht unbedingt schlimm ist.

Oberflächenlüfter für Frischluftzufuhr

Eigentlich ist das auch schon alles. Ab und an (je nach Gefühl alle paar Tage bis mehrmals täglich) kann man die Folie kurz vom Aquarium nehmen, um für ein wenig Frischluft im Aquarium zu sorgen. Das beugt Schimmelbildung vor. An dieser Stelle kann der zuvor erwähnte Lüfter hilfreich sein. In Kombination mit einer Zeitschaltuhr kann man ihn nach belieben Frischluft ins Aquarium blasen lassen. Alle zwei Tage kann man zudem mit dem Wasserzerstäuber nachbefeuchten, da ja doch auch immer ein geringer Teil des Wassers verdunstet. Trotz aller Mühen kommt es immer mal wieder zu kleineren Ausfällen, sprich Pflanzen gehen ein. Solange es aber nur an vereinzelten Stellen und nicht großflächig auftritt ist das ganz normal und gibt keinen Anlass zur Beunruhigung.

Abhängig von den verwendeten Pflanzen sollte man einen Drystart mindestens 2-3 Wochen anwenden, bevor das Aquarium mit Wasser gefüllt wird. Diese Zeit sollte man den Pflanzen geben um überhaupt richtig anwurzeln zu können. Moose und Aufsitzerpflanzen (wie z.B. Anubias oder Bucephalandras) brauchen noch ein wenig länger um Fuss zu fassen, hier sollte man mindestens 4-5 Wochen einplanen (eine Bepflanzungstechnik für Moose ist die Moosmatsch Methode. Mehr dazu hier). Zeitlich sind nach oben jedoch kaum Grenzen gesetzt. Ein Drytsart von 2 Monaten oder mehr ist problemlos möglich.

Wenn das Aquarium dann endlich mit Wasser gefüllt wird sollte man berücksichtigen, dass trotz der angewurzelten, üppig gewachsenen Pflanzen die Beleuchtungsdauer und die Düngung noch nicht auf 100% gefahren werden sollte. Die Pflanzen sind in den letzten Wochen emers (über Wasser) gewachsen und brauchen, abhängig von der jeweiligen Pflanze, unterschiedlich lange, bis sie sich auf den submersen Wuchs (Wuchs unter Wasser) umgestellt haben. Erst nach der Umstellung wachsen die Pflanzen auch unter Wasser in voller Pracht und verbrauchen entsprechend Nährstoffe. In den ersten zwei Wochen nach dem Fluten sollte das Aquarium ähnlich einem ganz normalen Start eines neu aufgesetzten Layouts behandelt werden. Also Beleuchtungsdauer reduzieren (ca. 8 Stunden am Tag) und vorerst zurückhaltend Düngen. Regelmäßige, große Wasserwechsel sind ebenfalls empfehlenswert.