Perspektive

Eine Kunst im Aquascaping ist es naturnah Landschaften nachzubilden. Nicht selten findet man im Internet Fotos von Layouts die ungemein weit und tief wirken und den Eindruck vermitteln, es würde sich dabei um ein großes Aquarium handeln. Nicht selten sind die Aquarien in denen solche Landschaften entstehen aber wesentlich kleiner, als man auf den ersten Blick glauben mag. Mit den richtigen Handgriffen und Tricks kann man diesen Eindruck von Tiefe und Weite in Aquarien jeder beliebigen Größe erreichen, auch in verhältnismäßig kleinen Aquarien. In diesem kleinen Ratgeber möchte ich ein paar dieser Techniken vorstellen und beschreiben.

Zunächst einmal ist es wichtig Grundregeln zur Schaffung von Tiefe im Aquarium zu beachten. Dazu gehört das Substrat im hinteren Teil des Beckens weit höher aufzuschütten, als im vorderen Bereich. Mal abgesehen davon, dass dadurch die Einrichtung eines Aquariums, egal ob mit oder ohne Hardscape, wesentlich besser in Szene gesetzt wird, ist das eine der unerlässlichen Grundvoraussetzungen für ein Layout mit Tiefenwirkung.

Layout „Hiking Tour“ Beckenmaße LxHxT 45x32x36cm

Verhältnismäßigkeiten:
Ein ganz einfacher Trick ist es, die Größenverhältnisse von Einrichtungsgegenständen und Pflanzen zu berücksichtigen. Soll heissen, dass man, hier am Beispiel eines Gebirgslayouts verdeutlicht, grobe Steine eher im Vordergrund und filigrane Steine eher im Hintergrund positionieren sollte. Gleiches gilt für Pflanzen. Großblättrige Pflanzen eher im Vordergrund, feine, kleinblättrige Pflanzen eher im Hintergrund. Im hier gezeigten Foto sieht man nur im Vordergrund alleinstehende, auffallende Pflanzen (u.a. Cryptocoryne parva und Rotala mexicana „Goias“), im Hintergrund sind ausschließlich kleinblättrige und flachwachsende Pflanzen zu sehen (Hemianthus callitrichoides „Cuba“ und Riccardia graeffei). Im Vordergrund stehen große Steine mit schroffer Struktur, im Hintergrund kleine Steine mit seichter Struktur. Gleiches gilt natürlich auch für Hölzer und Wurzeln… im Vordergrund sollten die Wurzeln größer und grober sein, nach hinten hin feiner und filigraner werden.

Natürlich sollte man dabei immer die Verhältnismäßigkeiten der Einrichtungsgegenstände und Pflanzen zur Größe des Aquariums berücksichtigen. In einem 25l Aquarium machen sich im Vordergrund Pflanzen wie z.B. Cryptocoryne oder Echinodorus wesentlich schechter als in einem 250l Aquarium. Das klingt jetzt erstmal sehr leicht, benötigt aber dennoch ein wenig Übung. Es ist nämlich nicht automatisch damit getan sich an die Regel „Großes nach vorne, Kleines nach hinten“ zu halten, das wird jedem der es einmal ausprobiert auffallen. Die natürlich wirkende Anordnung von Einrichtungsgegenständen und Pflanzen auf engem Raum hat sehr viel mit Gefühl zu tun. Gefühl für die Größenverhältnisse, aber auch Gefühl für die Pflanzen. Es ist von Vorteil zu wissen wie sich die verwendeten Pflanzen entwickeln werden. Zur Gestaltung der Wunschlandschaft können Fotos von echten Landschaften hilfreich sein, da man mit ihnen einen direkten Vergleich hat, wie sich Größenverhältnisse von einem Blickpunkt aus verhalten.

Verschlungener Weg mit Steinen und Pflanzen am Wegesrand aus dem Layout „Scape that Shit“

Perspektivisches Hilfsmittel „Weg“:
Eines der meistverwendeten und bekanntesten Stilelemente im Aquascaping ist „der Weg“. Mit Hilfe eines gut angelegten Wegs in einem Aquascape kann man ungemein Tiefenwirkung erzielen und auch Layouts in kleinen Aquarien groß wirken lassen. In den allermeisten Fällen wird mit einem hellen Substrat, beispielsweise einfachem Sand, ein Weg im Layout angelegt, der sich nach hinten verjüngt und irgendwo in der Landschaft verliert. Eigentlich ist das bereits eine vollständige Erklärung zur Gestaltung eines Wegs… wären da nicht mehrere kleine Feinheiten die man beachten sollte. Hier sind die aus meiner Sicht wichtigsten Punkte aufgelistet:

 

  • Der Weg sollte nicht bis zur Rückscheibe verlaufen. Es gibt einen schöneren Effekt wenn er sich hinter einer Ecke oder einem Vorsprung verliert.
  • Der Weg sollte Haken schlagen, verwinkelt und verschlungen sein. Ein zu gerade verlaufender Weg wirkt künstlich und unnatürlich. Mit Hilfe von richtig platzierten Steinchen und / oder Pflanzen kann man den Verlauf eines zu künstlich wirkenden Weges nachträglich natürlicher wirken lassen.
  • Der Weg darf zwischendrin auch unterbrochen werden bzw. von Gegenständen oder Pflanze verdeckt werden, solange er an einer anderen Stelle wieder zum Vorschein kommt.
  • Das Substrat für den Weg sollte farblich nicht zu stark aus dem Rahmen fallen. Sehr heller Sand beispielsweise hebt sich meistens zu sehr vom Rest der Einrichtung ab und wirkt damit unnatürlich (Im Beispiel wurde grau-beiger ADA Nile Sand verwendet, der auf dem Foto schon wesentlich heller wirkt als er ist).
  • Um das Gesamtbild eines Wegs, der an Schluchten und Steinen vorbeiführt, stimmiger wirken zu lassen kann man stellenweise kleinste Kiesel oder Bruchsteinchen an den Wegesrand platzieren. Das wirkt natürlicher als ein geleckt sauberer Weg.

Der richtige Besatz:
So oder so sollte der Besatz in einem Aquarium bedacht und bewusstgewählt werden. Doch in einem Layout, in dem  auf die Perspektive wert gelegt wird, sollten die gehaltenen Tiere nicht zu groß sein. Was bringt das perspektivisch eindruckvollste Layout, wenn Fische durchs Aquarium schwimmen, die in der mühevoll geschaffenen Miniaturlandschaft mehr wie Zeppeline als wie Vögel aussehen? Der Besatz kann natürlich frei gewählt werden. Jedoch sind kleinere Fische und Garnelen in einem Layout mit perspektivischer Wirkung passender, wenn nicht sogar eindrucksvoller. Meines Erachtens kann der Besatz, wenn richtig gewählt, den perspektivischen Eindruck des Layouts unterstützen.

Hintergrundbeleuchtung:
Eine Hintergrundbeleuchtung dient eigentlich eher dem Showeffekt eines Layouts. Zwar trägt dieser kleine Trick nicht direkt zur Tiefenwirkung des Layouts bei, jedoch unterstützt er das Gefühl von Weite, rundet die Illusion einer Miniaturlandschaft ab. Auf Fotos kommt diese Illusion am besten rüber.
Grundvoraussetzung ist ein wenig Platz hinter dem Aquarium (ca. 5cm und mehr) und eine mit Milchglasfolie beklebt Rückscheibe, eine Milchglasscheibe oder ähnliches, wodurch das Licht weich gebrochen werden kann. Ich arbeite in fast allen meinen Layouts mit Milchglasfolie. Eine einfache Küchen- oder Kellerleuchte mit einer T8 oder T5 Röhre hinter dem Aquarium reicht aus, um den Hintergrund zu beleuchten und einen angenehmen „leuchtender Himmel“ Effekt zu erzielen.