Iwagumi

Iwagumi… ein Wort mit schönem Klang das in festem Zusammenhang mit Aquascaping steht. Frei übersetzt bedeutet dieses Wort soviel wie    „Steinanordnung“ oder „Steinformation“. Das wiederum klingt eher unspektakulär. Dabei grenzt die Gestaltung eines guten Iwagumi für so manchen an Kunst. Mit den richtigen Kniffs ist die Gestaltung eines Iwagumi aber gar nicht so schwer, und genau darauf möchte ich in diesem Thema eingehen.

Ein klassisches Iwagumi besticht durch seine schlichte Eleganz, hauptsächlich erreicht durch eine harmonische und natürlich anmutende Konstellation schöner Steine und einer minimalistisch gehaltenen, unaufdringlichen Bepflanzung. Ein schönes Beispiel hierfür ist das namentlich treffende Layout „Iwagumi“ von Georg W.Just, welches mit genau diesen wenigen aber in sich stimmigen Mitteln auskommt und gerade dadurch eine sehr beruhigende Wirkung erzielt. Die Steinformationen in einem Iwagumi können sehr unterschiedlich ausfallen, es gibt keine vorgeschriebene Linie die man einhalten muss. Das einzige was zählt, ist die Steine in einem stimmigen Gesamtbild anzuordnen. Klingt erstmal leicht, hat aber schon Leute zur Verzweiflung gebracht.

Das wichtigste in einem Iwagumi sind Steine. Sie müssen bestechend sein, sowohl in Form und Größe, als auch in Farbe und Struktur. Werden strukturlose Steine gewählt, also Steine mit ründlichen Formen oder glatten Oberflächen, ist es schwieriger ein ansprechendes, natürlich wirkendes Gesamtbild zu gestalten. Werden zu kleine Steine gewählt, so dass zuviel freier Raum im Aquarium entsteht, geht das gesamte Layout unter und wirkt nicht. Wie gesagt, Steine sind in einem Iwagumi der Blickfang, bei zu kleinen oder unauffälligen Steinen jedoch dominiert schnell die Bepflanzung das Gesamtbild. Zuviel freier Raum im Aquarium unterstützt diesen Effekt. Auf der anderen Seite können aber auch zu große oder zu viele Steine nicht unbedingt das gewünschte Ergebnis erzielen. Zu große Steine können den Blick auf solitäre Stellen lenken und den Rest des Layouts überschatten, zu wenig freier Raum kann das Layout zu voll wirken lassen und erdrücken. Es gilt einen ausgewogenen Mittelweg zu finden, wobei ich persönlich eher dazu rate, etwas mehr als zu wenig Gestein zu verwenden.

Das reine Hardscape

Das fertige Scape

 

 

 

 

Am besten nimmt man für ein Layout nur Steine der selben Art, das wirkt natürlicher und stimmiger. Grundsätzlich benötigt man drei Steine und mehr, um ein klassisches Iwagumi gestalten zu können. Es sollte darauf geachtet werden eine ungerade Anzahl Steine zu verwenden bzw. die   Steine so anzuordnen, damit der Eindruck entsteht im Layout befinde sich eine ungerade Anzahl Steine. Dies hat den Hintergrund die Symetrie zu brechen und die Steinanordnung wilder und natürlicher wirken zu lassen.

Wie gesagt, das Wichtigste in einem guten Iwagumi sind gute Steine. Jeder Stein hat seine „schönste“ Seite für den jeweiligen Einsatzzweck, sowohl die Großen als auch die Kleinen. Ein Iwagumi ist ein wenig vergleichbar mit einem Puzzle, es finden sich immer Steine die gut zueinander passen. Die zur verfügung stehenden Steine sollten von allen Seiten betrachtet werden um die schönste Seite zu finden und diese mit denen der anderen Steine zu kombineren. Dafür braucht man nicht mal Sand oder dergleichen, eine gute Kombination erkennt man auch wenn man zwei passende Steine nebeneinander hält. Das grobe Arrangieren von Steinen und Steinkombinationen in einem „Spielkasten“, also einem leeren, mit Sand gefüllten Becken, ist jedoch leichter und für den Anfang empfehlenswert. Hat man ausgelotet welche Steine man miteinander kombinieren möchte kommt der nächste Schritt, die Anordnung des Layouts. Es empfiehlt sich erst mit den größeren Steinen anzufangen um das Hauptbild, quasi den Teil der später markant auffallen wird, zu gestalten. Die kleineren Steine die den oder die Hauptsteine flankieren und somit das Gesamtbild ergänzen kommen danach. Erst zum Schluss kommen die kleinsten Stücke die dann die Detailarbeit abschliessen. An diese Reihenfolge muss sich natürlich nicht strikt gehalten werdnen. Es kann durchaus vorkommen, dass man mittlere oder kleinere Steine verwenden muss um größere Steine zu stützen bzw. diese in der gewünschten Position zu halten.

Um die zuvor genannten Punkte ein wenig zu verbildlichen und ansehnlich zusammen zu fassen habe ich selber mal ein wenig mit Seiryu Gestein rumgespielt und die Ergebnisse festgehalten. Zuerst die Grundausstattung… ein Becken, Sand und unterschiedlich große Steine.

Es wurde ein 35l Becken mit den Maßen LxHxT 40x28x32 verwendet

In dieses wurden ca. 10kg heller Sand eingefüllt. Sandhöhe vorne ca. 4cm, hinten ca. 10cm

Der Hauptstein, ein Brocken von ca.32cm breite. Hier ist die weniger schöne Seite zu sehen

Der gleiche Broken in anderer Position und von seiner schönen Seite

Ergänzend dazu wurden 3 mittelgroße Steine zwischen 12 und 18cm Größe gewählt

Für Details und als Lückenfüller dienten diese kleineren Steine zwischen 4 und 10cm Größe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus diesen Steinen sind die folgenden Steinaufbauten entstanden, wobei nicht für jedes Layout alle Steine verwendet wurden. Es wurden bewusst mehr Steine als eigentlich benötigt gewählt, damit man ein wenig Auswahl hat auf die man zurückgreifen kann. Nicht alle Steine lassen sich schön miteinander kombinieren. Da ist es gut, wenn man ein paar mehr Steine zur Verfügung hat um die Kombinationspalette etwas zu erweitern.

Zuerst wurde der Hauptstein und ein passender, kleinerer Beistein platziert, so dass ein stimmiges, erstes Gesamtbild entstand.

Der Grundaufbau wurde durch weitere mittlere und kleine Steine ergänzt, um das Gesamtbild harmonischer wirken zu lassen.

Als das Layout halbwegs stimmig wirkte wurde zu guter Letzt der Sand ein wenig zurechtge-   strichen. So wirkt es etwas natürlicher.

 

 

 

 

 

Hier drei weitere Layouts die mit denselben, oben vorgestellten Steinen aufgebaut wurden. Wie gesagt, nicht in jedem Layout sind alle Steine verwendet worden. Damit will ich eigentlich nur verdeutlichen, dass es wichtig ist mehr Steine zur Auswahl zu haben als man für ein Layout eigentlich benötigt. Wenn man genug schöne Steine zur Verfügung hat entstehen manchmal ganz spontan neue Ideen und Layouts, ausserdem macht es einfach mehr Spass etwas experimentieren und ausprobieren zu können. Hat man nur eine kleine oder kalkulierte Menge Steine zur Auswahl, im schlechtesten Fall nur große oder nur kleine Steine, kann das Gestalten eines Layouts in Frust enden, da man die gewünschten Ideen nicht umsetzen kann bzw. das Ergebnis nicht dem gewünschten Bild entspricht. Je größer die Steinauswahl, desto leichter und angenehmer das Gestalten.

 

 

 

Die hier gezeigten Beispiele stellen nur einen Bruchteil der Möglichkeiten dar, die mit der gezeigten Menge Stein möglich gewesen wären. Ein solcher Steinaufbau ist schliesslich nicht vergleichbar mit LEGO. Die Steine kann man immer unterschiedlich aufstellen, unterschiedlich drehen und neigen, unterschiedlich tief im Substrat vergraben… Wenn man genug Steine hat sind die Möglichkeiten zur Schaffung eines Iwagumi Unikats grenzenlos.